« Was ist erlaubt, was ist möglich »
Campingferien sind der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Mit dem Wohnmobil dort stehenzubleiben, wo es gefällt und solange zu bleiben, wie Sie wollen, so stellen sich die meisten Menschen das Reisen mit einer Campingausrüstung vor. Macht das den ursprünglichen Reiz des Campings aus? Was es bedeutet beim Camping autark zu sein und in welcher Form es erlaubt ist abseits von Campingplätzen zu campen, lesen Sie hier.
Autarkes Camping, was ist das?
Beim autarken Camping sind Sie nicht auf Gegebenheiten vor Ort angewiesen, sondern haben alles in Ihrem Camper, was Sie brauchen. Die meisten Reisemobile sind komplett ausgestattet und können autark stehen, zumindest bis nach einigen Tagen der Wassertank gefüllt werden muss. Die folgenden Aspekte sollten für autarkes Camping realisiert werden.
Sanitäre Anlagen
Ein autarkes Reisemobil ist nicht darauf angewiesen fremde sanitäre Anlagen zu nutzen. Sie benötigen weder Toiletten und Nasszellen noch die Möglichkeit zu kochen oder das Geschirr abzuwaschen. All diese Tätigkeiten können Sie in einem autarken Wohnmobil erledigen. Die Frischwasserversorgung ist meist für einige Zeit gewährleistet, Frischwasser und Grauwasser werden von Zeit zu Zeit an Dump Stationen erneuert bzw. fachgerecht abgelassen und entsorgt.
Trinkwasser
Für eine längere Dauer des autarken Campings benötigen Sie eine Form der Wasseraufbereitung, wenn Sie beispielsweise Wasser aus Quellen als Trinkwasser verwenden wollen.
Stromversorgung
Selbstversorgendes Camping benötigt keine externe Stromquelle. Falls nötig, können Sie den Strom aus einem Stromgenerator beziehen oder bestenfalls Solarstrom verwenden.
Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, so steht dem Camping ohne Campingplatz eigentlich nichts mehr im Wege.
Doch ist es in der Schweiz überhaupt erlaubt einfach auf der Wiese zu campen?
Wildcamping in der Schweiz – keine einheitliche Regelung
In Schottland, nordischen Ländern wie Schweden, Norwegen und Finnland gilt das Jedermannsrecht. In der Schweiz heisst es Jedermannszutrittsrecht. Dieses Recht erlaubt allen Menschen die Wildnis und auch gewisses privates Landeigentum zu nutzen. Die Schweizer Gesetzeslage lässt also die Übernachtung für ein bis zwei Nächte auf unkultiviertem Land zu, sofern es sich nicht um ein Schutzgebiet handelt. Der TCS, der Touring Club Schweiz, informiert darüber, dass das Wildcamping oder das freie Übernachten in Camper und Zelt an öffentlichen Stellen, Waldrändern oder in freier Natur grundsätzlich verboten ist.
Es gelten allerdings folgende Ausnahmen:
- Einzelne Übernachtungen im Gebirge, also oberhalb der Waldgrenze, sind erlaubt.
- Auf privaten Grundstücken braucht es die Zustimmung des Eigentümers auch für ein autarkes Bleiben.
- Die Kantone treffen hierzu eigene Regelungen, zum Beispiel ist einmaliges Übernachten im Camper auf Parkplätzen und Raststätten in den Kantonen Aargau, Bern, Schwyz und Uri erlaubt. Es gelten aber auch die Bestimmungen der jeweiligen Gemeinden, weswegen Sie sich immer bei der örtlichen Polizeidienststelle oder der Gemeindeverwaltung erkundigen sollten, um auf Nummer sicher zu gehen.
- das Not-Biwakieren mit dem Zelt ist grundsätzlich erlaubt, wenn der Standort es zulässt. Tagsüber müssen Sie das Zelt allerdings immer wieder abbauen, falls Sie länger bleiben möchten.
Wohin, wenn die Regeln das Wildcampen erlauben?
Für die Standortsuche bei der Durchreise gibt es drei wichtige Tipps, damit die Ferien nicht in Stress ausarten.
- Die Suche nach einem Übernachtungsplatz soll vor Einbruch der Nacht beendet sein, da Sie nur so die örtlichen Gegebenheiten gewissenhaft prüfen können.
- Ein heisser Tipp für alle, denen es nicht zu schaurig ist: Friedhofsparkplätze sind nachts frei, meist sehr ruhig und gut ausgeschildert. Ähnliches gilt auch für Wanderparkplätze.
- Wenn Sie zum Abendessen in ein Lokal einkehren, können Sie auch den Wirt um Erlaubnis fragen, über Nacht zu parken. Meist wird das gestattet, wenn Sie erklären, dass Sie völlig autark sind.
Wildcampen – die unterschätzte Gefahr?
Autarkes Campieren kann auch gefährlich sein. Bei allen Vorteilen, die das wilde Campieren mit sich bringt, darf nicht vergessen werden, dass sich die Camper auf unbekanntem Terrain befinden. In der hiesigen Natur gibt es einige Gefahren, die beim ungesicherten Aufenthalt in der Wildnis lebensbedrohlich werden können. Diese können sein:
- von einem Sturm überrascht werden
- starke Regenfälle
- umgestürzte Bäume
- Hochwasser durch ansteigende Flüsse
- Murgänge, also Matschlawinen, die völlig uneinschätzbar sind und mehr Zerstörungskraft haben als Flutwellen
- Wildtiere
Bei bestehenden Verboten sollten Sie also davon ausgehen, dass die Verbote gut begründet sind, obwohl Sie persönlich die bestehende Gefahr nicht erkennen können. Halten Sie sich daher unbedingt an die Vorgaben. Auch schadet ein Diebstahlschutz für das Wohnmobil sicherlich nicht.
Im Einklang mit der Natur: Verhaltensregeln für autarkes Campieren
Es sollte selbstverständlich sein, sich in freier Natur so zu verhalten, dass man wenig Spuren hinterlässt. Jedoch ist das Aufstellen von Verboten für freies Campen vermutlich das Resultat von vorhergegangenen Erfahrungen mit rücksichtslosen Freicampern. Folgende Regeln sollten Sie besonders sorgsam befolgen:
- Nehmen Sie Ihre Abfälle wieder mit, bis Sie sie fachgerecht entsorgen können.
- Richten Sie keine Schäden an oder kümmern Sie sich um Wiedergutmachung.
- Verhalten Sie sich ruhig, als Fremdkörper dringen Sie in ein Ökosystem ein. Begrenzen Sie die Spürbarkeit Ihrer Anwesenheit.
- Berühren, Stören oder Füttern Sie keine wilden Tiere.
- Ein Feuer kann grossen Schaden anrichten. Bitte entfachen Sie kein Feuer in freier Natur
Autarkes Camping klingt erst mal verlockend und verspricht den höchsten Grad an Individualität in den Ferien. Es sollte jedoch deutlich geworden sein, dass Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen und die Regelungen der Einheimischen nicht zuletzt aus Rücksichtnahme beachten sollten. Wenn Sie allerdings einen geeigneten Ort finden, um dort zu campieren, so steht dem unbändigen Gefühl von Freiheit nichts mehr im Weg und Sie werden Ihren Einklang mit der Natur finden.