« Kann ich auf der Fähre den Wohnwagen nutzen oder mein Zelt aufschlagen? »
Ein Wohnmobil zu besitzen bedeutet nicht, dass man nur Urlaub vor der eigenen Haustüre macht. Sehr beliebte Reiseziele für Camper sind beispielsweise auch Skandinavien, Sardinien oder sogar Tunesien. Viele solcher Ziele sind am bequemsten oder ausschließlich mit der Fähre zu erreichen. Wir widmen uns in diesem Artikel der Frage, ob während einer Überfahrt Camping an Bord möglich ist.
Camping auf der Fähre
Einer der Gründe, weshalb Nachtfahrten mit der Fähre teurer als Tagfahrten sind, ist die Buchung einer Kabine. Da es auf den meisten Fähren nicht erlaubt ist, sich während der Überfahrt im eigenen Fahrzeug aufzuhalten, bleibt zum Nächtigen oft nur die Buchung einer Schlafkabine übrig. Viele Fähren sind so ausgestattet, dass man sich auch nachts auf den Decks aufhalten kann. Andere bieten die Buchung eines Sitzes an, in dem man die Nacht verbringen kann. Wieder auf anderen Fähren herrscht Kabinenpflicht. Das bedeutet, dass Passagiere für eine Überfahrt immer eine Kabine buchen müssen.
Einige wenige Reedereien haben Ihre Flotte zum Teil umgebaut, sodass sie Camping an Bord anbieten können. In den herkömmlichen geschlossenen Decks ist dies aus Sicherheitsgründen nicht zulässig. Daher verfügen immer mehr Fähren nun über ein spezielles Campingdeck mit seitlicher Öffnung oder die Campingfahrzeuge kommen auf das offene Oberdeck.
Wenn Sie eine entsprechende Überfahrt buchen, haben Sie jederzeit Zugang zu Ihrem Wohnmobil oder Wohnwagen. Sie dürfen darin die Nacht verbringen. Oft stehen CEE-Anschlüsse zur Stromversorgung zur Verfügung. Damit ist die Nutzung von elektrischen Geräten kein Problem.
Ein Angebot für Camping an Bord gibt es nur auf ganz bestimmten Routen und Fähren. Oft sind die Plätze saisonabhängig und stark begrenzt. Letzten Endes entscheidet bei jeder Fahrt der Kapitän, ob er das Betreten der Fahrzeugdecks erlaubt oder nicht. Bei schlechtem Wetter wird er dies zur Sicherheit der Passagiere untersagen. Manche Reedereien entscheiden sich erst kurzfristig, ob sie Camping an Bord anbieten. Es lohnt sich immer nachzuhaken.
Vor- und Nachteile
Dass Campieren an Bord viele Vorteile hat, liegt auf der Hand: Die Extrakosten für eine Schlafkabine fallen weg und Sie können eine bequeme Nacht im eigenen Bett verbringen. Sie kommen außerdem nicht in Verlegenheit, auf öffentlichen Bänken oder Stühlen ein Nickerchen zu machen. Da Sie jederzeit Zugang zu Ihrem Gepäck haben, ist das Packen einer Extratasche für die Fähre hinfällig. Die grössten Nutzniesser von Camping an Bord sind wohl die vierbeinigen Begleiter. Sie dürfen häufig nicht mit in die Schlafkabine und müssen die Überfahrt alleine im Fahrzeug verbringen. Wenn ihre Besitzer bei ihnen schlafen dürfen, erspart ihnen das viel Stress.
Obwohl es sehr bequem klingt, hat das Campen auf Fähren auch seine Nachteile. So parken die Fahrzeuge auf dem Campingdeck dicht an dicht. Der Platz zum Nachbarn reicht gerade zum Ein- und Aussteigen aus. Wenn das Deck nur zu den Seiten hin offen ist, herrscht in den mittleren Reihen eine eher bedrückende Atmosphäre. Im schlimmsten Fall stehen Sie zwischen Lkws, deren Kühlaggregate laufen, was beim Schlafen stört. Und wer sich auf ein genüssliches Abendessen aus der eigenen Küche freut, dem sei gesagt, dass die gesamte Gasversorgung, inklusive Gaskocher, während der Überfahrt abgedreht werden muss.
Im Folgenden haben wir für Sie eine Auswahl an beliebten Campingdestinationen zusammengestellt, die üblicherweise mit der Fähre angefahren werden. Lesen Sie hier, ob es auf den einzelnen Strecken die Möglichkeit gibt, in Wohnwagen oder Camper zu übernachten.
Skandinavien
Auf den diversen Routen, die über See nach Skandinavien führen, gibt es keinerlei Angebote zum Campen an Deck. Im Gegenteil; herrscht auf den meisten Nachtfahrten und auch auf einigen Tagfahrten in den Norden Kabinenpflicht. Das bedeutet, dass Sie sich zwar in den öffentlichen Einrichtungen der Fähre aufhalten dürfen, in Ihrem Ticket jedoch immer eine eigene Kabine mit inbegriffen ist.
England
Auch für Überfahrten nach England gibt es aktuell keine Angebote für Camping an Bord. Für die kurze Überfahrt über den Ärmelkanal ist dies ohnehin obsolet, da die Fahrt nur rund 90 Minuten dauert. Doch auch auf Fähren, die beispielsweise über 11 bis 14 Stunden von den Niederlanden oder Belgien gen Hull im Nordosten von England fahren, dürfen Sie Ihren Camper nicht betreten.
Griechenland
Im Gegensatz zu den nordeuropäischen Zielen finden sich im Süden Europas vermehrt Häfen, die von Fähren mit Camping an Bord angefahren werden. Insbesondere von Italien nach Griechenland ist das Angebot vielfältig. Superfast Ferries bietet diesen Service von April bis Oktober auf den Fahrten von Venedig, Ancona und Bari nach Igoumenitsa und Patras an. Ausgeschlossen ist davon nur die Asterion II. Die Reederei empfiehlt, sich in der Hauptsaison mindestens drei Stunden, in der Nebensaison wenigstens zwei Stunden vor Abfahrt am Check-in einzufinden. Auch Anek Lines bietet auf seinen Adriastrecken zwischen Italien und Griechenland das Übernachten im eigenen Reisemobil an. Ausgenommen sind lediglich die Fähren nach Korfu. Sie zahlen für eine Überfahrt den Fahrzeugpreis und ein normales Deckticket.
Ihr Camper muss ein eingetragenes Wohnmobil sein. Minibusse oder Pkws können das Angebot nicht nutzen.
Sardinien
Auch auf den Fahrten nach Sardinien gibt es hin und wieder die Möglichkeit zum Camping an Bord. In der Vergangenheit gab es entsprechende Angebote beispielsweise bei Mobylines von Piombino in Italien nach Olbia. Dabei waren auf dem offenen Campingdeck nur Dieselfahrzeuge erlaubt. Ähnliche Angebote gab es von Tirrenia auf der Route von Civitavecchia nach Arbatax. Ob es in der aktuellen Saison möglich ist, sich bei der Überfahrt nach Sardinien im eigenen Wohnwagen oder Camper aufzuhalten, kann beim Anbieter erfragt werden.
Korsika
In den zurückliegenden Jahren gab es hin und wieder Angebote für Camping an Bord auf Fähren nach Korsika. Gewissheit zu aktuellen Möglichkeiten bringt nur eine Anfrage bei den einschlägigen Anbietern. Wenn Sie von Nizza oder Genua abfahren, dauert die Fahrt nach Korsika allerdings nur bis zu sieben Stunden. In dieser Zeit kann man sich bequem an Deck und in den Bordeinrichtungen aufhalten.
Mallorca und Ibiza
Die Balearen sind ein eher selten gewähltes Ziel unter Campingfreunden. Daher ist wohl der Bedarf an camperfreundlichen Fährfahrten nach Mallorca und Ibiza eher gering. Entsprechend gibt es auf diesen Fähren keine Camping-an-Bord-Angebote.
Tunesien
Für die Fahrt nach Tunesien hat es in der Vergangenheit bei Grand Navi Veloci die Möglichkeit zu Camping an Bord gegeben. Für die knapp 10 Stunden von Palermo nach Tunis lohnt es sich eher nicht so sehr, doch ist die Möglichkeit auf der 23-stündigen Überfahrt von Genua nach Tunesien ein deutlicher Gewinn an Komfort.