« Auf Reisen noch unabhängiger »
Strom und Gas sind die Energien für Komfort unterwegs. Der Camping-Kühlschrank hält Lebensmittel frisch, das Radio spielt und nachts brennt ein Licht auf Knopfdruck. Offroad muss das Wohnmobil entweder fahren, um die Batterien aufzuladen, oder eine Solaranalage übernimmt die Stromversorgung. Was Sie dafür brauchen, erfahren Sie hier.
So kommt die Sonne in die Steckdose
Solartechnologie ist nicht neu. Anspruchsvolle Reisende, die beim Strom autark bleiben wollen, versorgen sich über eine mobile Solaranlage und erleben eine ausgereifte Technik. Die meisten Wohnmobilisten überlegen die Installation auf dem Dach, weil dort die Lichtstrahlung naturgemäss am höchsten ist. Die Nutzung an Seitenwänden oder frei am Reisemobil aufgestellt ist technisch ebenfalls möglich. Statt einer festen Montage sollte die Ausführung beweglich sein, um das Panel der Sonne im Tagesverlauf nachzuführen. Dann ist die Stromausbeute optimal. Eine komplette Solaranlage für das Wohnmobil umfasst neben weiterem Zubehör wenigstens diese Komponenten: das Solarmodul und einen Laderegler. Ein gutes Kaufset bringt die notwendigen Kabel und Verbindungen, Befestigungsmaterial und eine Dachdurchführung mit. Dem Komplettset liegen häufig Spoiler bei.
Das ist vor der Montage zu bedenken
Vor jeder dauerhaften Montage von Dachaufbauten auf dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen ist gründliches Überlegen und Abwägen ein Muss. Wo es möglich ist, sollte die verbliebene Dachfläche nach der Installation ausbaufähig bleiben. Gestaltung ist bei der Platzwahl also kein Kriterium. Eher die Funktionalität. Viele versprechen sich von der Platzierung auf dem Alkoven einen zusätzlichen Schattenspender. Das funktioniert allerdings nur, wenn unter dem Solarmodul Platz bleibt für den Luftaustausch. Andere Solarpanels mit 12 V oder 220 V fixiert ein Kleber dauerhaft. In puncto Beweglichkeit des Panels ist zu überlegen, wie die Praxis aussieht: Wer jedes Mal auf das Dach steigen muss, um das Panel auszurichten, wird sich bald eine bessere Lösung wünschen. Die optimale Planung beginnt allerdings noch früher: bei der Ermittlung der Verbrauchsmenge, denn die bestimmt die Leistungsanforderung an die gesamte Solaranlage.
Was muss die Anlage leisten?
Für die Berechnung des Energieverbrauchs ermitteln Sie im ersten Schritt die Werte aller Elektrogeräte und schätzen die Nutzungsdauer pro Tag. Es zahlt sich aus, jetzt Verbesserungen vorzunehmen. LED als Leuchtmittel ist für unabhängige Camper fast schon Pflicht. Nur elektrische Geräte, die auf 12 und 220 V laufen, machen wirklich Sinn in einem Wohnmobil. Sonst muss ein Wechselrichter die Regelung übernehmen, der dann seinerseits Strom verbraucht. Wenn Ihre Berechnungen ergeben, dass die Dachfläche des Wohnmobils nicht ausreicht, suchen Sie nach Ersatz für energiehungrige Verbraucher. Für Geräte, deren Verbrauchsangaben Ihnen besonders hoch erscheinen, finden Sie in allen Campingbereichen stromsparende Alternativen. Aus der Wattzahl und der Nutzungsdauer ergibt sich die Verbrauchmenge pro Gerät.
Beispiel zur Leistung von Solaranlagen
Eine LED verbraucht 7 Watt (W) und brennt für 4 Stunden (h)
7 W x 4 h=28 Wh
Die Summe aller Einzelergebnisse definiert die wichtigste Leistungskennzahl bei der Auswahl der Solaranlage am Wohnmobil und bestimmt die Dimension nach unten. Hersteller geben die Leistung in Wp an. Dieser Nennwert ist nur unter Optimalbedingungen im Labor erreichbar. Die Praxis scheitert am Wandern der Sonne über das Firmament. Trotzdem ist die Angabe hilfreich. In den sonnenverwöhnten Regionen der Schweiz gilt die Faustformel: 1000 Wh pro Watt der Nennleistung Wp. In nördlichen Ländern oder im Winter fallen die Werte darunter aus.
Wohin mit dem Strom?
Die Sonnenenergie fliesst von der Solaranlage nicht direkt zum Verbraucher. Sie lädt die Bordbatterie. Hier ist Achtung geboten, denn manche Autobatterien eignen sich nicht für die Einspeisung von Solarenergie. Bei der Auswahl einer geeigneten Bordbatterie berät Sie Ihre Autowerkstatt. Kapazität von Batterie und Solarzelle sollten miteinander harmonieren. Die Solaranlage speist aber auch ein Power Pack, das den Ladestatus der Batterien überwacht und diese optimal mit Strom versorgt. Dimensionieren Sie grosszügig, wenn Sie abseits jeder Landstromversorgung unterwegs sein wollen. Denken Sie an Verbraucher, die erst morgen hinzukommen. Berücksichtigen Sie Ihre Reiseziele und die Sonnenscheindauer vor Ort und schliessen Sie Schlecht-Wetter-Phasen nicht vollständig aus.
Mit einem Kauf alles dabei
Bei der Montage eines Komplettsets für Solarstrom orientieren Sie sich bitte an der Bedienungsanleitung. Ganz ohne Bohrungen auf dem Dach von Wohnmobil oder Wohnwagen wird es nicht gehen. Auch wenn das Solarpanel nicht direkt mit dem Dach verklebt ist, muss es Halt finden. Nicht zuletzt muss der Strom aus der Solarzelle zum Laderegler gelangen, der mit den angeschlossenen Batterien zu verbinden ist. Von Büttner Elektronik sind starke Angebote im Handel, die mit passendem Power Pack individuelle Ausführungen zulassen. Mehrheitlich nutzt der Hersteller monokristalline Solarmodule, die im Vergleich mit polykristallinen etwas besser in der Leistung abschneiden. Die Produkte sind mit und ohne Spoiler erhältlich.
Truma und weitere Anbieter
Von Truma, dem Energieversorger Nummer Eins für Camping und Caravaning, sind Solarmodule und Komplettsets erhältlich. Je nach Strombedarf sind vier unterschiedliche Solarpanels verfügbar, die dank selbstschneidender Schrauben im Paket spielend einfach zu montieren sind. Das Truma Solar-Set verfügt über Qualitätskomponenten, wie sie auch bei allen anderen Truma-Produkten zu finden sind. Das verspricht lange Lebensdauer. Als Alternativen kommen Solaranlagen von Phaesum oder Lilie infrage, die vergleichbare Sets anbieten. Wer seine Anlage selbst zusammenstellen möchte, kann mit den Montageprofilen von Sunset für mehr Kantenschutz bei kritischen Durchfahrten unter Ästen sorgen.
Solarstrom ohne Montage
Nicht jeder will gleich umfangreiche Dacharbeiten durchführen und möchte die Versorgung mit erneuerbarer Energie lieber flexibel nutzen. Faltmodule für die Aufstellung am Platz bringen schon erstaunliche Leistung, wie das Solarpanel 12V „Fly Weight“ von Phaesun.
Noch kleinere, transportable Solarpanels eignen sich zum Beispiel für das Trekking. Eine Aufhängevorrichtung befestigt das Panel am Rucksack und kleinere Geräte wie Mobiltelefon oder der Akku der Campingleuchte laden beim Wandern frische Energie. Für Smartphone oder Tablet bieten einige Hersteller ebenfalls solarbetriebene Ladegeräte an. Ob das sinnvoller ist als die Montage einer Solaranlage auf dem Dach, muss jeder selbst entscheiden. Sicher ist, dass die Kosten für Landstrom sinken und dass autarkes Camping erst mithilfe solcher Lösungen erlebbar wird.