Werden zu geringe oder hohe Kräfte von der Wohnwagendeichsel via Anhängerkupplung auf das Zugfahrzeug übertragen, ist die Fahrtsicherheit beeinträchtigt. In benachbarten Reiseländern können unzulässigen Abweichungen von den Normwerten auch Bussgelder und andere Komplikationen bewirken – insbesondere im Falle eines Unfalls. Vor jeder Tour sollten Sie also die Deichsellast messen, wofür sich eine analoge oder digitale Stützlastwaage anbietet.
Ohne ausgewogene Stützlast keine optimale Fahrzeugkontrolle
Je harmonischer ein Gespann abgestimmt wird, umso besser lässt es sich steuern und kontrollieren. Gleiches gilt logischerweise umgekehrt. Für den erstrebenswerten Einklang ist die Deichsellast das zentrale Kriterium. Ansonsten stimmt die Strassenlage nicht – ein Problem, das sich mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit oder bei schnellen Reaktionen auf Verkehrshindernisse verstärkt. Diskrepanzen zum Optimum können ausserdem Schäden am Auto, der Anhängerkupplung und Wohnwagen nach sich ziehen. Wer sicher unterwegs sein möchte und Finanzreserven lieber für Campingurlaube als für Reparaturen ausgibt, greift deshalb liebend gern vor längeren Ausflügen zur Deichselwaage.
Minimale und maximale Deichsellast ermitteln
Jeder Anhänger lastet mit seinem Gewicht auf der Kupplung, wodurch gewisse Kräfte auf das ziehende Fahrzeug einwirken. Dieser Einfluss wird als Stützlast oder Deichsellast des Wohnwagens bezeichnet. Anhängevorrichtungen und Autos sind stets für eine Maximalbelastung ausgelegt, die man aus Sicherheitsgründen nicht überschreiten darf. Gleichzeitig birgt es Risiken, wenn man den empfohlenen Mindestwert unterschreitet.
Wie weit die Deichselwaage beim Kontrollieren ausschlagen darf, hängt einerseits vom Zugfahrzeug ab. Hierfür ist der zulässige Maximalwert im Fahrzeugschein vermerkt. Falls eine abnehmbare Anhängerkupplung im Spiel ist, finden sich die Stützlastdaten in der Gebrauchsanleitung und direkt auf dem Fahrzeugzubehör.
Andererseits muss die maximal zugelassene Deichsellast des Wohnanhängers berücksichtigt werden. Sie ist ebenfalls in den Begleitmaterialien und an gut zugänglichen Bauteilen vermerkt. Bei unterschiedlichen Vorgaben von Anhängern und Autos ist der niedrigste Zulassungswert massgeblich.
Das Maximum ist durch die Zulassungsdaten schnell im Blick, während das Minimum nach einer kleinen Rechenaufgabe feststeht. Hierfür multiplizieren Sie das tatsächliche Wohnanhänger-Gesamtgewicht mit 0,04. Denn gesammelte Erfahrungen zeigen, dass die Mindeststützlast von 4 Prozent zugunsten der Verkehrssicherheit nicht unterschritten werden sollte. Dieser Richtwert ist deshalb in einigen Strassenverkehrsordnungen rund um den Globus festgeschrieben, wodurch man auch beim Unterschreiten des Mindestwerts in manchen Ländern mit Bussen rechnen muss.
Aus Sicherheitsgründen und Liebe zum Portemonnaie die Deichsellast messen
Entlarvt die Deichselwaage eine zu niedrige Last, wird das Fahrzeuggespann instabil. Der Caravan wird pendelanfällig, während sich bei den Fahrzeughinterrädern der Grip verringert. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass der Anhänger ins Schlingern gerät und von der Fahrbahn abkommt. Daran ändert eine Anti-Schlinger-Anhängerkupplung nichts, weil sie bei ordentlich abgestimmten Gespannen nur unterstützend wirkt.
Wenn sie eine zu hohe Deichsellast messen…
…wird die Anhängevorrichtung und Fahrzeughinterachse überlastet. Im Gegensatz dazu werden die Vorderachse und Vorderreifen des Autos zu stark entlastet. Die Quintessenz ist wieder die eingeschränkte Fahrzeugkontrolle. Zudem können Bauteile wie Reifen, Fahrwerk und Karosserie die Überlastung mit teuren Schäden quittieren.
Was ist ideal als Deichsellast?
Neben der Mindeststützlast und Maximaldeichsellast gibt es einen Idealwert. Hierfür multiplizieren Sie das Anhängergesamtgewicht mit 0,07. Denn die Stabilität des Fahrzeuggespanns profitiert davon, wenn die gemessene Deichsellast den zugelassenen Höchstwert fast knackt.
Mit Haushaltsgeräten die Deichsellast messen?
Bei einer optimal austarierten Deichsellast des Wohnwagens und Autos präsentiert sich das Duo in einer Linie. Wenn das Gefüge unstimmig ist, zeigt sich mittig ein Knick, der bei Überlastungen nach unten und zu wenig Gewicht nach oben verweist. Es wäre gewagt, sich nur auf dieses optische Signal zu verlassen. Stattdessen ist es klug, möglichst genau die Deichsellast zu messen.
Verbreitet ist die Zweckentfremdung der Badezimmerwaage in Kombination mit einem Kantholz, das bedarfsgerecht zurechtgesägt und senkrecht platziert wird, um die Anhängerdeichsel während des Messvorgangs aufzulegen. Es gibt viele Camper, die auf diese provisorisch wirkende Methode schwören und ihr eine hohe Genauigkeit attestieren. Allerdings übernehmen moderne Personenwaagen viele Funktionen jenseits der Gewichtsermittlung und sind zu sensibel für solche Eskapaden.
Deichsellast von Anhängern mit Spezialwaagen oder Stützrädern messen
Zeitgemässer erscheint die kleine Investition in eine Deichselwaage. Sie ist mehrheitlich stabförmig gestaltet und wartet entweder mit analoger Funktionsweise oder Digitaltechnik auf. Während Analogwaagen als besonders robust gelten, wird elektronischen Pendants eine höhere Genauigkeit zugeschrieben.
Während Standwaagen ähnlich funktionieren wie das Personenwaage-Holzbrett-Duett, wird die digitale Stützlastwaage direkt zwischen dem Kugelkopf und dem Kupplungsmaul eingefügt. Dabei ist unter anderem vorteilhaft, dass während der Nutzung keine Feder zusammengedrückt wird. Denn es kann bei betagteren Standwaagen vorkommen, dass dieses Bauteil bricht und herausschiesst, während Sie die Deichsellast messen. Die Funktionstüchtigkeit möchte bei solchem Zubehör somit im Auge behalten werden.
Alternativ bietet sich die Anschaffung eines Stützrads mit integrierter Deichselwaage an. Teilweise setzt das Messzubehör voraus, dass der Wohnwagen angehängt ist. Wer es flexibler mag, angelt sich eine Deichselwaage, die ohne Einbindung des Zugfahrzeugs die kontinuierliche Stützlastkontrolle ermöglicht – beispielsweise via Bluetooth und Smartphone-App.
Tipps für Deichselwaagen und den Messvorgang
Wer die Produkteigenschaften und Bedienungshinweise berücksichtigt, kann grundsätzlich mit jeder Deichselwaage dafür sorgen, dass er sicher unterwegs ist. Stets geben Hersteller für ihr Zubehör die Messgenauigkeit an, wodurch sich produktabhängig ein sinnvoller Puffer einkalkulieren lässt. Bedeutend ist in diesem Zusammenhang, dass Waagen für die Belastungen gewappnet sind, mit denen sie beim Messvorgang konfrontiert werden. Meist genügt die Eignung für 70 bis 100 Kilogramm, weil sie zur maximalen Stützlast der meisten Anhänger- und Fahrzeugtypen passt. Unabhängig vom Zubehör ist es wichtig, dass der gerade ausgerichtete Wohnanhänger beim Messen mit Keilen gesichert ist und – falls vorhanden – die Bremse angezogen wird. Zudem sollten Sie die Stützlast möglichst genau auf der Kupplungshöhe des Fahrzeugs im beladenen Zustand gemessen werden. Schon eine kleine Veränderung des Ankupplungswinkels beeinflusst die tatsächliche Deichsellast.
Insbesondere bei einer integrierten Deichselwaage im Stützrad sind dadurch ungenaue Messvorgänge vorprogrammiert. Allerdings haben renommierte Marken diesen Nachteil auf dem Schirm. Teilweise werden Varianzen automatisch korrigiert, wodurch das angezeigte Ergebnis den Tatsachen entspricht. Alternativ liegt eine leicht verständliche Umrechnungstabelle bei, mit der Sie den ermittelten Messwert selbst korrigieren können.
Kontrolle des Gesamtgewichts nicht vergessen!
Wenn Sie eine Deichsellast messen, die zu hoch oder niedrig ist, hilft vornehmlich das simple Umverteilen der Ladung. Schnell lässt sich bei vielen Wohnanhängern das Gewicht variieren, indem man den Füllstand des integrierten Wassertanks erhöht oder verringert. Falls das Mindestmass häufig unterboten wird – etwa bei regelmässigen Leerfahrten – können sich Deichselgewichte bewähren.
Die richtige Stützlast ist bedeutend und trotzdem nicht die einzige Voraussetzung, um sicher unterwegs zu sein. Achten Sie auch darauf, dass das Gewicht der Zuladung insgesamt den Zulassungsdaten entspricht und zugunsten der stabilen Strassenlage sinnvoll verteilt ist.