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Wenn Sie sich auf die Suche nach einem neuen Campingzelt oder Vorzelt machen, werden Sie unweigerlich mit der Problematik der Wasserdichtigkeit konfrontiert. Hersteller geben die Dichtigkeit von Zeltstoffen üblicherweise in Millimeter Wassersäule [mmWS] an. Was genau sich hinter dieser Einheit verbirgt und welchen Wert Ihr neues Zelt haben sollte, verraten wir Ihnen hier.
Wasserdichtigkeit messen
Unter den technischen Details eines Zelts finden Sie meist die Angabe „Wassersäule“. Ihnen ist vermutlich bewusst, dass dieser Wert sich auf die Wasserdichtigkeit bezieht. Doch was genau kann man sich zum Beispiel unter 3.000 mmWS vorstellen?
Im Labor wird der Wert folgendermassen bestimmt: Eine Röhre wird auf der Oberseite des Stoffes platziert. Jede Minute wird der Wasserstand in der Röhre um 10 cm erhöht. Gleichzeitig wird die Unterseite des Stoffs beobachtet. Zeigen sich dort drei Wassertropfen, ist die Messung beendet. Der aktuelle Füllstand wird als Mass für die Wasserdichtigkeit verwendet. Ist die Säule beispielsweise 1,50 m hoch gefüllt, liegt die Dichtigkeit für diesen Zeltstoff bei 1.500 mm.
Allerdings gilt dieser Messvorgang nicht als SI-konform. Das Problem ist in der temperaturabhängigen Dichte von Wasser begründet. Das Wasser müsste die ganze Messung über exakt 4 ° Celsius haben. Dann wäre seine Dichte am höchsten. Ein Druck von 10 mmWS entspräche dann annähernd 98 Pa. Jede Abweichung von 4 ° verändert den vom Wasser ausgeübten Druck auf den Zeltstoff. In der Praxis wird das allerdings nicht berücksichtigt.
Ausserdem gibt es weltweit verschiedene Standards, an welchem Material gemessen wird. So ist es in Europa Usus, die Messung am neuwertigen Zelt durchzuführen. In den USA hingegen muss der Stoff im Zustand einer 5-jährigen Nutzung sein, wenn die Wasserdichtigkeit bestimmt wird.
Dichtigkeit von Zelten in mm Wassersäule
Wir haben bislang bewusst von Zeltstoffen gesprochen. Denn in der Praxis garantiert ein wasserdichter Zeltstoff allein nicht ein wasserdichtes Zelt. Sie müssen die Wassersäule vielmehr im Kontext der Gesamtkonstruktion betrachten. Bei heftigen Regenschauern kann das Zeltinnere trotz wasserdichten Zeltstoffs nass werden, weil beispielsweise der Wind eine grosse Angriffsfläche hat oder die Abspannmöglichkeiten zu wenige sind. Achten Sie daher neben den Angaben zur Wassersäule am Zeltstoff auch auf Gestänge, Abspannmöglichkeiten, Qualität der Heringe, Verarbeitung von Zeltstoff und -boden sowie Nähte und Reissverschlüsse.
Das Gestänge wird beispielsweise schnell zum Risikofaktor, wenn es sehr leicht ist, aber keine Belastung aushält. Die grosse Gefahr bei starkem Wind und Regen ist dann ein Stangenbruch. Durch ihn wird die gesamte Zeltkonstruktion instabil und im schlimmsten Fall reisst der Stangenbruch ein Loch in den Zeltstoff.
Der Zeltstoff selbst ist meist ein Polyamid- oder Polyester-Gewebe. Da sich Polyamid bzw. Nylon bei Nässe ausdehnt, wird es in erster Linie für Zeltböden verwendet. Mit PU-Folien laminiert sind solche Zeltböden äusserst wasserdicht. Für das Aussenzelt wird das Polyestergewebe üblicherweise mit Polyurethan oder Silikon beschichtet. Achten Sie genau auf die Verarbeitung! Silikon erreicht zwar teilweise geringere Werte hinsichtlich der Wassersäule am Zelt, hält in der Praxis dennoch trocken und ist deutlich langlebiger als eine PU-Beschichtung. Am Ende garantiert allerdings der beste Zeltstoff kein wasserdichtes Zelt, wenn Nähte und Reissverschlüsse nicht sorgfältig verarbeitet sind.
Das geeignete Zelt
Nun müssen Sie nicht immer auf die qualitativ hochwertigste Zeltvariante setzen. Der Markt bietet bewusst eine grosse Bandbreite an. Bergsteiger im Himalaja haben einen anderen Anspruch als Sommerurlauber am Mittelmeer. Hängt beim Bergsteiger oft das Überleben von einer trockenen Unterkunft ab, ist es für den Urlaubscamper lediglich unangenehm, wenn der Schlafsack einmal nass wird. Ausserdem unterschieden sich die Stellplätze grundlegend: Im Gebirge ist der Untergrund oft steinig und das Zelt ist schutzlos starker UV-Strahlung ausgesetzt. Auf dem Campingplatz gibt es weiche Wiesen im Schatten.
Die Regelungen sind so, dass Hersteller bei Aussenzelten ab 1.500 mmWS von „wasserdicht“ sprechen dürfen. Bei Zeltböden sind 2.000 mmWS die Mindestanforderung. In der Praxis sind diese Werte für Sommerurlaube durchaus genug. Die meisten einfachen Zelte übertreffen diese Werte trotzdem. Das liegt auch daran, dass die Wasserdichtigkeit durch den Gebrauch abnimmt. Bei höherem Startwert ist eine ausreichende Wassersäule auch nach mehreren Urlauben noch gegeben.
Zelte für Campingurlaub und Trekkingtouren
Das praktische Wurfzelt Ponte von Berger hat beispielsweise einen Wert von 3.000 mmWS. Spannen Sie es ordentlich ab, sind in der warmen Jahreszeit keine Probleme zu erwarten. Mit dem gleichen Wert gehen das Kiwi NZ von Berger und das Soul von Vango ins Rennen. Allerdings handelt es sich bei Ersterem um ein Kuppelzelt, das durch sein Aufbauprinzip von Haus aus eine gute Spannung auf den Zeltstoff bringt. Das Vango ist ein Tunnelzelt und muss daher sorgfältig abgespannt werden. Dafür eignet sich die leichte Konstruktion besser für den Transport in Rucksack oder Velotasche.
Möchten Sie im Herbst zelten oder in nordischen Gefilden trocken bleiben, legen wir Ihnen ein Minimum von 2.000 mmWS für das Aussenzelt sowie 3.000 mmWS für den Boden ans Herz. Ein Familienzelt für gehobene Ansprüche ist beispielsweise das Magalo 6 Deluxe. Das Aussenzelt aus Polyester mit PU-Beschichtung weist ganze 5.000 mmWS auf. Das Trekkingzelt Malo von Mountain Guide ist mit 6.000 mmWS ein standhafter Begleiter auf Touren mit durchwachsenen Wetterverhältnissen. Spezielle Outdoorkleidung für besonders hohe Ansprüche, wie sie Segler oder Bergsteiger haben, dürfen übrigens erst ab 20.000 mmWS als „wasserdicht“ deklariert werden.
Vorzelte für verschieden Ansprüche
Wie beim Campingzelt sind auch bei Vorzelten Unterscheidungen vorzunehmen. Für welche Bedingungen sich ein Vorzelt eignet, ist am Namen abzuleiten. So gibt es:
- Wintervorzelte
- Ganzjahresvorzelte
- Saisonvorzelte
- Reisevorzelte
Da es bei einem Vorzelt nicht auf ein halbes Kilogramm mehr oder weniger ankommt, sorgen die Hersteller durch robustes Material dafür, dass ein Vorzelt seine Bestimmung sicher erfüllt. Polyester ist meist das Material der Wahl für Aussenwände und Dach, da es UV-beständig und formstabil ist.
Einen grossen Anteil an der Qualität beziehungsweise Wetterfestigkeit macht die Beschichtung aus. Eine Möglichkeit ist die PVC-Beschichtung wie zum Beispiel beim Ganzjahresvorzelt Tarifa von Brand. An den Vorderwänden ist es einseitig, an den restlichen Aussenwänden und dem Dach zweiseitig beschichtet. Damit wird es den wechselnden Anforderungen über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg in jedem Fall gerecht.
Bei Reisevorzelten kommt oft eine PU-Beschichtung zum Einsatz. So erreicht das Teilvorzelt Lago von Berger mit dieser Beschichtung und bandversiegelten Nähten eine Wassersäule von 4.000 mm. Integriert ist bereits eine Bodenwanne, die ein Eindringen von Oberflächenwasser verhindert. Bei anderen Vorzelten wie dem Molina L Deluxe kann eine Bodenwanne zusätzlich erworben werden. Die Anschaffung lohnt sich dann, wenn Sie in regnerischen Regionen campen möchten.
Das dicke Material von Vorzelten hat lediglich den Nachteil, dass es das Wasser nicht nur draussen, sondern auch drinnen hält. Daher haben Vorzelte von Haus aus Lüftungsöffnungen, die für eine ordentliche Luftzirkulation dauerhaft offen sein sollten. In Extremfällen hilft ein Zwischenhimmel im Vorzelt oder das Aufstellen von Luftentfeuchtern.