« Im hohen Norden auf Achse »
Weite Landschaft, glitzernde Seen, schroffe Berge, Schnee und Fjorde – all das sind Bilder, die man spontan mit einer Wohnmobil Tour durch Skandinavien in Verbindung bringt. Nicht ohne Grund ist die Skandinavien Rundreise ein Klassiker des Campings. Hier gehen gut gepflegte Strassen mit camperfreundlicher Infrastruktur und sagenhaften Landschaften Hand in Hand. In diesem Artikel bekommen Sie zwei wunderschöne Touren durch Skandinavien an die Hand, angereichert mit Tipps zur Anfahrt und Wissenswertes über die Eigenheiten der Länder.
Allgemeine Infos zu Skandinavien
Eine grundlegende Erleichterung für Camper ist die Gültigkeit des Jedermannszutrittsrechts bzw. Jedermannsrechts in Norwegen, Schweden und Finnland. Damit ist das Zelten für eine Nacht in freier Natur erlaubt, solange man sich angemessen verhält. Es gilt zwar nicht automatisch für das Wohnmobil und andere Campingfahrzeuge, doch werden diese erfahrungsgemäss gleichermassen an Raststätten oder Parkplätzen für eine Nacht toleriert. Das gibt Ihnen die Möglichkeiten, auf Ihrer Skandinavien Rundreise spontan zu entscheiden.
Hinsichtlich der Strassen ist zu beachten, dass in Norwegen auf vielen Strassen, an Tunnels oder Brücken Maut erhoben wird. Sie wird entweder automatisch über das Kontrollschild oder in bar abgerechnet. Dank dieser Gebühren sind die Strassen in einem gepflegten Zustand und auch der Schneeräumdienst funktioniert meist reibungslos. Bedenken Sie bei Ihrer Skandinavien Rundreise, dass das Tempolimit hier selbst auf Schnellstrassen bei 80 km/h liegen kann. Viele Strassen geben aufgrund von Steigungen oder vielen Kurven ohnehin keine Möglichkeit für hohe Geschwindigkeiten. Das gilt insbesondere für die Fjorde in Skandinavien.
Aber hier sollte man der Aussicht zuliebe sowieso nicht rasen. Planen Sie also ausreichend Zeit ein und halten Sie für nördliche Regionen und die Nebensaison Schneeketten parat. Das Wetter kann Sie im Norden jederzeit überraschen.
Ist es nicht windig und verregnet, sind Mücken das grösste Ärgernis. Entsprechende Schutztüren für den Camper, Kerzen und Moskitonetze bieten dann Schutz.
Doch auch ausgedehnte Hitzeperioden kommen im Sommer vor.
Neben einer Wohnmobilheizung ist also auch eine Klimaanlage manchmal äusserst angenehm.
Anreise nach Norwegen und Schweden
Wer mit dem Wohnmobil durch Skandinavien touren möchte, hat eine lange Anfahrt vor sich. Alleine von Zürich bis nach Kiel sind es knapp 1000 km. Dann geht es weiter mit der Fähre oder über Brücken. Abhängig von Wohnmobil und Fahrer muss die An- und Abreise alleine mit jeweils zwei bis drei Tagen eingeplant werden. Eine Alternative stellt die Anreise per Flugzeug und ein Leih-Wohnmobil vor Ort dar.
Die einzige Möglichkeit ohne Fähre oder einem Abstecher nach Russland ans Ziel zu gelangen, ist der Weg durch Dänemark. An Kolding vorbei geht es zur Brücke über den Grossen Belt, um schliesslich von Kopenhagen aus die Öresundbrücke nach Malmö zu nehmen. Die Überfahrt ist sicherlich spektakulär, doch nicht gratis. Je nach Länge des Fahrzeugs können Sie hier mit gut 100 Franken rechnen. Die Fährpreise unterliegen hingegen stärkeren saisonalen Schwankungen. So kann das Übersetzen mit dem Camper von Kiel nach Göteborg grob zwischen 100 und 400 Franken kosten. Andere Fähren fahren beispielsweise von Rostock nach Trelleborg in Südschweden.
Von Dänemark aus setzt eine Fähre von Frederikshavn in gut vier Stunden nach Göteborg über. Der direkte Weg nach Norwegen führt zum Beispiel über das dänische Hirtshals nach Oslo oder Kristiansand. Wer direkt von Deutschland nach Finnland gelangen möchte, kann momentan nur auf die Verbindung Travemünde – Helsinki zurückgreifen.
Tour durch den Süden von Schweden
Wir starten unsere Wohnmobil Tour durch Skandinavien in Malmö, wo die Altstadt mit ihren Fachwerkhäuschen und dem Lilla Torg – dem kleinen Markt zur ersten Tuchfühlung mit schwedischer Lebensart einladen. Für die erste Nacht empfiehlt sich der nördlich gelegene Campingplatz Borstahusen direkt am Strand des Öresund. Ab Helsingborg führt unsere Tour quer durch das Landesinnere mit dem Fernziel Stockholm in 500 km Entfernung. Die E4 ist unsere Leitroute. Auf ihr und wahlweise kleineren Nebenstrassen geht es durch Bilderbuchwälder, aus denen so mancher Elchkopf herausgucken kann. Die Häuser links und rechts sind vorbildlich in Schwedenrot angestrichen und erfüllen alle Klischees der Heimat von Pippi Langstrumpf.
Ab Jönköping begleitet uns eine ganze Weile ein See zu unserer Linken. Der Vättern ist der zweitgrösste See des Landes. An seinem Ufer vereint der Campingplatz in Gränna herrliche Aussicht mit Luxus. Weiter auf der E4 geht in Linköping die Abkürzung nach Süden ab. Wer Stockholm schon kennt oder keinen Wert auf Camping in grossen Städten legt, biegt hier direkt auf die 23 ab. Statt in die Millionenmetropole geht es direkt zu Astrid Lindgren und ihren Romanfiguren in Vimmerby. Im „Venedig des Nordens“ hingegen gibt es Köttbullar in Gamla Stan (Altstadt von Stockholm), urgemütliche Cafés in niedlichen Gässchen und die hinreissende Aussicht von der Fjällgatan, dem Balkon der schwedischen Hauptstadt zu erleben.
Zurück geht es nun entweder via Linköping oder mit der Fähre von Nynäshamn nach Gotland. In Oskarshamm treffen sich die beiden Routen in der faszinierenden Welt der Schären wieder. Immer am Wasser entlang über Karlskrona und Kristianstad erreichen wir nach etwa 14 Tagen unseren Ausgangspunkt Malmö.
Tour durch Norwegens Süden
Diese Rundreise mit dem Wohnmobil durch Skandinavien geht in Oslo los. Wer den Abend in den Szene-Vierteln Aker Brygge oder Grünerløkka verbringen möchte, übernachtet am besten am Campingplatz Gunnar Odden. Wir verlassen die Stadt auf der E16 mit dem Ziel Bergen. Schnell wird der Charakter Norwegens spürbar: Wasser, Hügel und Wälder ohne Ende. Nach knapp 370 km, die zuletzt entlang Europas grösstem Hochplateau mit dem Nationalpark Hardangervidda führen, lohnt ein Abstecher südlich der Strasse nach Myrdal. Hier beginnt eine der spektakulärsten Bahnlinien der Welt, die Flåmsbana.
Über 20 km fährt die Bahn steil zum Aurlandsfjord hinab. Bergen ist nun schnell erreicht. Die gefühlt abgelegene Stadt überrascht mit modernen Gebäuden und einem grossen Hafen. In der Altstadt und am Fischmarkt lässt es sich beschaulich bummeln. Direkt an der Route, die uns über Knarvik weiter nach Nordosten führt, liegt der Bergen Camping Park ideal. Entlang der Fjorde fragt man sich insgeheim, ob den Norwegern ihre idyllischen Wohnlagen wirklich bewusst sind. Mit der Fähre setzen wir über den Sognefjord, dem längsten und tiefsten Fjord Norwegens.
Wer Zeit hat, sollte auf jeden Fall eine Bootsfahrt von Hellesylt nach Geiranger machen, um die sieben Schwestern – ihres Zeichens beeindruckende Wasserfälle – zu sehen. Ab Malme geht es dann über Bud entlang einer einzigartigen Strasse über spektakuläre Brücken nach Kristiansund. Ab hier fahren Sie entweder weiter bis Trondheim, der kulturreichen Studentenstadt, oder über eine Abkürzung auf der 70 nach Osten und ab Oppdal gen Süden durch den Olympiaort Lillehammer. Neben Wintersport bietet sich Lillehammer übrigens hervorragend für Elchsafaris an.
Eine Wohnmobil Tour durch Skandinavien ist in jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis. Ob Sie auf einer der hier vorgestellten Routen mit dem Wohnmobil durch Skandinavien fahren oder sich einen anderen Weg vielleicht sogar bis nach Finnland suchen, wird keinen Unterschied machen. Die allseits spektakuläre und artenreiche Natur raubt Besuchern recht zuverlässig den Atem.