« Alles zu Regelungen, Ausrüstung und einem Gefühl von Freiheit »
Der Wunsch nach intensiver Naturerfahrung, Ruhe und Abgeschiedenheit führt Sie früher oder später in die wunderbare Welt der Schweizer Berge. Nur mit dem Nötigsten ausgestattet, können Sie, fernab von Strassen und Zivilisation, die Ruhe und Kraft der Natur spüren. Wenn der Trip einmal etwas weiter wird und Sie übernachten müssen, gilt es, einige Regeln zu kennen und zu beachten. Lesen Sie hier alles, was Sie über das Biwakieren in der Schweiz wissen müssen.
Biwak – einzigartige Einblicke ins Universum
Beim Biwak in Gipfelnähe kommen Sie dem Universum nah. Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge, der Auf- und Untergang des Mondes und das endlose Sternenmeer bewundern Sie am besten fernab von der Zivilisation an Berghängen. Für diese Erlebnisse lassen Sie gerne jeglichen Komfort zurück und beschränken sich auf das Nötigste. Ein klassisches Not-Biwakieren sieht die Übernachtung in einem Biwaksack vor. Dies ist ein Überzug aus einem sehr dünnen Material, welches circa 90% der Körperwärme zurückwirft. Sie können jedoch auch in Trekkingzelten übernachten, besonders, wenn Sie das Gepäck unter mehreren Trägern aufteilen. Die Ausrüstung muss sicherstellen, dass Sie auch in der Nacht warm und trocken bleiben. Im Freien übernachten schärft das Empfinden als Mensch ein kleiner Bestandteil der Welt zu sein. Nur in Ihren Schlafsack gehüllt, zählen Sie die vielen Sternschnuppen, bis Sie einschlafen.

Über Ihnen nur die Sterne – die gute Planung ist Pflicht
Eine gute Planung ist beim Wandern in der Wildnis, fernab der Zivilisation, entscheidend für die Sicherheit und Ihr Wohlbefinden. Sie haben keine Möglichkeit vor Ort einen dringend benötigten Artikel einzukaufen, sei es das Taschenmesser, ein Feuerzeug oder die Zahnbürste. Auch auf ein gemachtes Bett müssen Sie in dem Fall verzichten. Davon geht ein ganz besonderer Reiz aus, denn nur selten sind Menschen noch ganz auf sich zurückgeworfen und befinden sich in freier Wildbahn. Planen Sie also ein, welches Gepäck Sie benötigen, wie Sie eine etwaige Übernachtung gestalten, ob und wie Sie im Freien übernachten, ob nur im Biwaksack oder ob Sie Zelten möchten.

Auch die Wanderstrecke muss vorher feststehen, da Sie Ihre Verpflegung und Ausrüstung daran anpassen.
Für weitere Strecken planen Sie eine Übernachtung mit ein, auch für den Notfall sollten Sie vorgesorgt haben. In den Bergen ist das Wetter häufig wechselhaft. Wenn Sie sich, während eines starken Regenschauers, unterstellen müssen, verlieren Sie Zeit. Dadurch können Wege deutlich mehr Zeit benötigen als zunächst angenommen. Packen Sie sich nur Verpflegung ein sowie warme Ausstattung, wie Zelt oder Biwaksack, gegebenenfalls einen Schlafsack, einen Mückenschutz und eine Isomatte.
Alles Weitere finden Sie in der Natur: Feuerholz, Steine für die Feuerstelle, einen geeigneten Platz zum Picknicken oder Übernachten. Doch welche Regeln müssen Sie beim Biwakieren in freier Wildbahn beachten und was ist eigentlich erlaubt?
Regeln für Übernachtungen in der Wildnis
Der Schweizer Alpen-Club SAC liefert Hinweise für die Regelungen, die hinter der Möglichkeit stehen, im Freien zu biwakieren. Laut Zivilgesetzbuch sind Wald und Wiese grundsätzlich für jeden zugänglich. Sie haben ein Betretungsrecht, selbst wenn das Gebiet in Privatbesitz ist. Auch das Lager für die Nacht können Sie ungestraft aufschlagen. Dies gilt vor allem für die Notübernachtung mangels anderer Übernachtungsmöglichkeiten, also das Not-Biwakieren. Es gibt nur ein paar Einschränkungen, die Sie kennen sollten, um am Morgen kein böses Erwachen zu erleben.
Das Campieren in Schutzgebieten ist ausdrücklich verboten. Je nach Kanton kann es Sonderregelungen geben. Auf jeden Fall gilt das Verbot im Schweizerischen Nationalpark, in eidgenössischen Jagdbanngebieten, in Naturschutzgebieten sowie in Wildruhezonen während der Schutzzeit.
Rücksicht nehmen als Voraussetzung für Freiheit und Unabhängigkeit
Die einzelne Übernachtung weniger Personen im Gebirge ist unproblematisch, wenn sich rücksichtsvoll verhalten wird. Doch was bedeutet Rücksicht nehmen?
Sie sollten zum einen Rücksicht auf Naturgewalten nehmen und zwar zum Selbstschutz. Bedenken Sie auch, dass Sie auf Hilfe angewiesen sind, wenn Sie sich in Gefahr bringen und damit gefährden Sie mögliche Rettungskräfte ebenfalls. Folgende Gefahren sollten Sie also beachten:
Die Wetterlage muss immer beachtet werden, da sich in den Bergen viele Gefahren aus der Witterung ergeben. Besonders der Aufenthalt auf Gebirgsgraten oder Kuppeln bei Gewitter ist hochgefährlich. Auch Lawinen, Steinschlag und Hochwasser können zur Gefahr werden. Treffen Sie Ihre Entscheidungen mit Bedacht und gesundem Menschenverstand, dann steht dem intensiven Erlebnis in der freien Natur nichts im Wege.

Klug überlegen – wo können Sie beim Biwakieren das Lager aufschlagen?
- Unbedenkliche Standorte befinden sich oberhalb der Waldgrenze auf alpinen Wiesen oder im felsigen Gelände sowie ausserhalb von Schutzgebieten.
- Besondere Rücksicht auf Mensch und Tier: Bei Übernachtungen in der Nähe von Berghütten sollten Sie die Besitzer um Erlaubnis fragen. Während der Brutzeit müssen Sie Rücksicht auf felsbrütende Vögel nehmen, indem Sie angemessenen Abstand einhalten, um die Tiere nicht zu stören.
- In genannten Schutzgebieten oder aufgrund von Betretungsverboten gilt ein striktes Verbot zum Übernachten
- Bitte vermeiden Sie die Übernachtung an ökologisch sensiblen Standorten. Besonders die obere Waldgrenze, Auen und Feuchtgebiete bieten seltenen, oftmals geschützten Arten ein Zuhause.

Leave nothing but footprints – verantwortungsvoll Biwakieren
Dieses Credo fordert Sie auf, nur Ihre eigenen Fussspuren zu hinterlassen und die Umgebung so zurückzulassen, wie Sie sie vorgefunden haben. Die folgenden Merkmale für rücksichtsvolles Verhalten am gewählten Übernachtungsort helfen Ihnen, sich angepasst und ökologisch zu verhalten:
- Schlafplatz auswählen: Wählen Sie einen geeigneten Platz fürs Biwakieren.
- Was muss, das muss: Toilettenpapier verrottet schneller als Papiertaschentücher und Feuchttücher, Ihre Exkremente sollten Sie eingraben, damit sie schneller verrotten.
- Störungen vermeiden: Lärm stört die Tiere der Umgebung, besonders in der Dämmerung sind viele Tiere aktiv.
- Lagerfeuer: Ein Feuer sollten Sie möglichst nur an bestehenden Feuerstellen machen, da jede neue Feuerstelle die Vegetation für Jahre stört. Meist finden Sie keine vorhandene Feuerstelle, also seien Sie achtsam und bedenken Sie stets die Waldbrandgefahr.
- Geniessen Sie Ihre Mahlzeit: Anschliessend sollten Sie jedoch nichts hinterlassen. Den Abwasch erledigen Sie mit biologisch abbaubarem Spülmittel in einiger Entfernung zu Gewässern. Trekking-Geschirr ist praktisch und nachhaltig.
Nun wissen Sie nicht nur, was beim Biwakieren erlaubt ist, sie kennen auch die Verhaltensregeln für verantwortungsbewusstes Übernachten im Freien. All die Gedanken und Mühen im Vorfeld werden mit intensiven und aufregenden Erlebnissen belohnt, die Sie bei Ihren Ausflügen an entlegene Orte machen werden. Der erste Ausflug dieser Art wird vermutlich nicht der letzte bleiben.